Chronik der Entenbrüder
Zehn Enten, eine Rheinmühle, das Skatspielen, die Insel Kisselwörth und ein heftiges Gewitter, alle diese Begriffe hatten eine wichtige Bedeutung bei der Gründung des Carneval-Verein Entenbrüder Nackenheim 1900 e. V. Das Wieso und das Warum soll die Chronik des traditionsreichen Vereines darstellen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit wollen wir versuchen wichtige Stationen aufzuzeichnen.
Drei junge, lustige Freunde, die Herren Johann Recht, Philipp Zahn und Mathias Bender, ruderten an einem Samstag des Jahres 1899 zum Skatspielen zur Rheinmühle des Herren Konrad Recht. Nach dem Spielen sang man zu den Klängen eines Schifferklaviers lustige Weinlieder und trank einen guten Tropfen Nackenheimer Wein. In dieser feuchtfröhlichen Stimmung bemerkte man das Herannahen eines schweren Unwetters nicht. Das heftige Gewitter machte eine Kahnfahrt zurück zum linken Rheinufer unmöglich. Es gab nur eines, in guter Weinlaune bis zum frühen Sonntagmorgen weiterzumachen.
Das Hochwasser, die Folge eines schrecklichen Unwetters, trieb unterdessen zehn (leider nicht elf) Enten von der Insel Kisselwörth orientierungslos stromabwärts bis nach Rüdesheim. Für den Inselbewohner war klar, die Enten wurden entwendet und als Diebe kamen nur die drei nächtlichen Zecher der Rheinmühle in Frage. Nach Anzeige erfolgte bei den drei Freunden eine Hausdurchsuchung, die jedoch nichts einbrachte. Um ihre Unschuld zu beweisen, ließen diese in der Presse eine Anzeige erscheinen. Bereits am nächsten Tage ging ein Telegramm mit folgendem Text ein: „Enten soeben eingefangen, morgen schick‘ ich sie retour.“ Aus Freude über den Beweis der Schuldlosigkeit ging man in das Gasthaus Zum Rheinfels und gründete den Stammtisch der Entenkleptomanisten mit dem Ziel für die Fassnachtszeit zu sparen. Im Jahr darauf, zum Kampagnenbeginn 1900 hob man dann den Verein Entenbrüder Nackenheim als Carneval- und Sparverein aus der Taufe.
Den drei Skatfreunden schlossen sich spontan die Herren Franz Bernard II., Johann Pauly, Heinrich Sans II., Simon Stauder, Karl Specht und Josef Zimmermann an. In den ersten Vorstand wurden Philipp Zahn als 1. Vorsitzender, Josef Recht als Kassierer und Johann Pauly als Schriftführer gewählt. Im Gasthaus Zum Rheinfels fand dann der erste öffentliche karnevalistische Abend statt. Wie beliebt und erfolgreich der Verein der Entenbrüder war, beweisen die monatlichen Mitgliederzusammenkünfte im Gründungslokal. Auch von den Nackenheimer Bewohnern wurde der Verein begeistert aufgenommen. So konnten bereits von 1901 bis 1911 eine große Zahl Sitzungen, Maskenbälle und Umzüge durchgeführt werden. Das 11-jährige Bestehen wurde unter der Mitwirkung vieler Brudervereine im Gasthaus Zur Krone gefeiert.
An Fassnacht 1914 fand die vorerst letzte Saalfassnacht statt. Allerdings veranstaltete man am Weihnachtsfeiertag 1914 im Saalbau Zum Schiff ein Wohltätigkeitskonzert zu Gunsten der Nackenheimer Kriegsteilnehmer. Der Erlös reichte, um im Januar 1915 einhundert Päckchen mit Liebes- und Erinnerungsgaben zu packen und an alle Soldaten und Kriegsgefangenen aus Nackenheim zu senden. Trotz des Weltkrieges von 1914 bis 1918 schrieben die Entenbrüder das Wort Einigkeit auf ihr Banner, denn alle Mitglieder, die nur irgendwie konnten, kamen zu den Monatstreffen in die Gaststätte Zum Rheinfels. Erst 1922 konnte und durfte der Verein wieder in die Öffentlichkeit treten. Einhundertdreißig Mitglieder stark feierte man, unter Beteiligung aller Nackenheimer Ortsvereine und vieler Brudervereine, an Pfingsten 1925 den Fünfundzwanzig Jahre alten Verein Entenbrüder, verbunden mit der Weihe der ersten Vereinsfahne. Das Fest wurde begeistert aufgenommen, und der Name Entenbrüder wurde über die Ortsgrenzen hinaus bekannt.
Doch die Bäume sollten nicht in den Himmel wachsen, denn das karnevalistische Leben erhielt erneut einen Dämpfer. Der zweite Weltkrieg von 1939 bis 1945 zwang die Entenbrüder wiederum das Vereinsleben einzustellen. Nach Überwindung großer Schwierigkeiten setzte sich die närrische Tradition, gepaart mit Nackenheimer Fröhlichkeit und rheinhessischem Humor durch und am 26. Juli 1947 fand im Vereinslokal die Wiedergründungsversammlung statt. Von nun an ging es stets bergauf. Viele Bürger, die der Krieg nach Nackenheim verschlagen hatte, schlossen sich dem CVE an und gaben ihm einen kraftvollen Auftrieb. So konnten 1948 bereits eine Sitzung, drei Maskenbälle und ein Umzug durchgeführt werden. 1949 waren es schon 2 Sitzungen, vier Maskenbälle und erstmals ein Kinderfest mit dem Kinderprinzenpaar Hella Zimmermann und Bernd Sans.
Das goldene Jubiläum 1950 war ein Volltreffer. Abordnungen fast aller närrischen Vereine aus Mainz und Umgebung kamen zu der großen Geburtstagsveranstaltung und bewiesen, dass die Entenbrüder auch über die Ortsgrenzen hinaus viele Freunde und Anhänger hatten. Erfreulich war auch, dass die beiden Jubiläumsprunksitzungen fast ausschließlich mit eigenen Kräften gestaltet werden konnten. Noch im Jubiläumsjahr beschloss der CVE die Gleichberechtigung voranzubringen und plante für das Jahr 1951 ein Damenkomitee. Somit hatten die Entenbrüder als einer der ersten Vereine die Frauen für den Elferrat entdeckt. Wenn sich auch das Damenkomitee nicht auf Dauer halten konnte, und sich erst 1988 wieder etablierte, haben dennoch die Frauen des Vereines in verschiedenen Gruppierungen den CVE stets unterstützt.
Die erfolgreiche Kampagne 1950 bildete zugleich den Auftakt für die kommenden Jahre. Stetiger Aufwärtstrend der Nackenheimer Saalfassnacht führte den CVE mit an die Spitze der rheinhessischen Karnevalvereine. Auch die Ortspolitiker erkannten, Nackenheim hatte einen Teil seines Bekanntheitsgrades dem guten Ruf der Entenbrüder zu verdanken. In diesem Bewusstsein entschloss sich 1954 der Ortsbürgermeister, Herr Richard Bauer, dem närrischen Elferrat symbolisch über die tollen Tage die Regierungsgewalt über die fünfte Jahreszeit zu übergeben. Mit Blasmusik zog man am Fassnachtssamstag zur Schlüsselübergabe in das Rathaus. Diese Tradition hat sich bis heute erhalten, wenn auch in leicht abgewandelter Form.
Das Jahr 1972, in dem der Ort Nackenheim die 1200-jährige Wiederkehr der ersten urkundlichen Erwähnung feierte, nahm der CVE zum Anlass die erste Ordensmatinee, verbunden mit einer festlichen Weinprobe, zu veranstalten. Prominente Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft verhalfen dem CVE von nun an zu glanzvollen Auftakten in die närrische Saison.
Hervorzuheben ist die Matinee 1987 bei der das Lied „Wir sind die Entenbrüder“ (Musik Dr. Hanns F. Marker, Text D.W. Grossmann, Gesang Hans Schneider) aus der Taufe gehoben wurde. Das Bestreben der Entenbrüder, das hohe Niveau der Nackenheimer Fassnacht zu halten, ja sogar noch zu steigern, ging mit erhöhten Belastungen für Saalausstattung, Musik, etc. einher. Dies führte zu dem Vorstandsbeschluss, ab dem Jahre 1979, am Weinfest Im fröhlichen Weinberg mit einem Weinstand teilzunehmen. Der Verein rief und alle angesprochenen Mitglieder kamen um sich ehrenamtlich, auch außerhalb der Fassnachtszeit, ihrem CVE zur Verfügung zu stellen. Seither ist das Weinfest ein fester Bestandteil im Terminkalender und zugleich eine Säule zur Finanzierung des Vereines.
In all den Jahren, seit ihrer Gründung, sind die Entenbrüder an den närrischen Tagen mit Musik durch die Ortsstraßen gezogen, u.a. mit dem Kinderprinzenpaar und zur Schlüsselübergabe. Ab dem Jahre 1980 gestaltete man die Fassnachtdienstag-Umzüge etwas größer, bis dann 1983 der Verein die Umzüge richtig organisierte und einen Zugmarschall berief. Viele Ortsvereine, Privatgruppen, Kindergärten sowie Wagen und Gruppen aus den Nachbardörfern zogen fortan als Lindwurm durch die Ortsstraßen.
Als Pilotprojekt fand auf Anregung des Verbandsbürgermeisters, Herrn Gerhard Krämer, am 20. Februar 1981 die erste Gemeinschaftssitzung der fünf karnevaltreibenden Vereine der Verbandsgemeinde Bodenheim statt. Ausrichter waren die Entenbrüder, dann folgten im Wechsel die anderen Orte. Trotz guten Zuspruches wurde diese Tradition 1997 aufgegeben.
Immer größere gesetzliche Vorschriften, Verordnungen, Steuerpflicht und sonstige Schwierigkeiten kamen mit der Zeit auf den Verein zu. So war es zwingend erforderlich das Vereinsleben neu zu ordnen. Am 14. November 1981 gab sich der CVE deshalb (unter dem 1. Vorsitzenden Georg Becker*) eine neue Satzung. Am 12. Mai 1982 wurde der Antrag zur Eintragung in das Vereinsregister gestellt und am 6. August 1982 erfolgte die amtliche Bestätigung des Amtsgerichtes Mainz über die Registrierung. Eine kleine Erleichterung gab es, denn auf Antrag wurde dem Verein 1994 die Gemeinnützigkeit zuerkannt.
1991! Was soll man dazu schreiben? Voreiligkeit, Schicksal, Hysterie, Übertreibung oder Phänomen? Was war geschehen? Die Entenbrüder begannen mit einer hervorragenden Ordensmatinee. Doch dann mussten alle Veranstaltungen wegen der Nahostkrise (Irakkrieg) abgesagt werden. Alle Vorbereitungen und Mühe waren umsonst. Nur die Jahresorden waren vielleicht doch ein Phänomen, denn der Lieferant hatte vergessen die Jahreszahl 1991 anzubringen. So konnten den Aktiven 1992 diese neutralen Orden überreicht werden. Für die Gäste der Matinee 1992 wurden 111 limitierte Nachbildungen des Nackenheimer Buttenmännchens gefertigt.
Im Jahre 1993 machte sich der Carneval-Verein Entenbrüder 1900 e.V., Nackenheim, das wohl größte Geschenk seiner langen Geschichte. Nach knapp zweieinhalbjähriger Bauzeit konnte am 13. Juni 1993 eine vereinseigene Unterstellhalle mit Büro eingeweiht werden. Die Halle wurde auf einem Grundstück, das die Gemeinde unentgeltlich zur Verfügung gestellt hatte, in Eigenhilfe der Mitglieder erbaut. Eine starke Leistung!
Einen weiteren Glanzpunkt der Vereinsgeschichte setzte das Jahr 2000. Unter dem Jahresmotto „Entenbrüder Fassenacht, seit 100 Jahr mit Herz gemacht“ feierte man das Jubiläum Hundert Jahre Entenbrüder. Die Jubiläumsveranstaltungen unter der Schirmherrschaft von Jürgen Persch (damaliger Inhaber von Kümmerling) begannen bereits am 12. November 1999 mit einem großen Festkonzert der Mainzer Hofsänger im Saalbau zum Schiff. Es folgten im Jahre 2000 die Ordensmatinee, eine Jubiläumsgala, ein Kinderfest, vier Jubiläums- und eine Damensitzung, die CVE-Fassnachtsparty, sowie die Teilnahme am Mainzer Rosenmontagszug und ein Festumzug mit Abschlußparty. Fast alle Narren, die im Mainzer Karneval Rang und Namen hatten, standen mit Vorträgen oder Gesangsnummern bei den Festveranstaltungen auf der Bühne. Im Vorfeld des Jubiläums hatte sich der Große Rat gegründet, auf Anregung des Sitzungspräsidenten Klaus Lamberth. Ziel war es, dem CVE durch Spenden unter die Arme zu greifen. Leider war es Klaus Lambert nicht vergönnt, den Erfolg seiner Idee zu erleben. Viel zu früh starb er nach 24 Jahren als Sitzungspräsident.
Das Jahr 2001 dann brachte uns die neue Währung, den Euro. Im Jahr darauf, 2002, wurde zum letzten Mal die Sitzung im alten Saalbau Zum Schiff durchgeführt. In den beiden folgenden Jahren, 2003 und 2004, richtete man die Sitzungen in der Turnhalle der Janusz-Corczak-Schule aus. Heute steht dem Verein die gemeindeeigene Carl-Zuckmayer-Halle für alle närrischen Veranstaltungen zur Verfügung. Dort führt auch der Kreis Mainz-Bingen von 2006 bis 2015 seine Kreisfastnachtssitzung in Kooperation mit dem CVE durch, ein weiterer Beweis für das hohe Ansehen, das die Nackenheimer Fassenacht genießt.
Der CVE-Ehrenvorsitzende Georg Becker (1. Vorsitzender des CVE von 1978 bis 1989), der diese Chronik bis hierher verfasst und anlässlich der Jubiläumskampagne 111 Jahre CVE neu überarbeitet hat, resümiert zum Ende seiner Ausführungen: „Mit Stolz kann berichtet werden, dass der Verein in seiner nunmehr einhundertelfjährigen Geschichte von keiner einzigen Krise erschüttert wurde. Man musste sich nicht eines um die Jahrhundertwende üblichen Stammtisch-Clubs bedienen um ein früheres Gründungsdatum zu benutzen. Nein, der Verein wurde im Jahre 1900 als Entenbrüder gegründet und führt seit dieser Zeit seinen Namen.“
Wir danken dem Ehrenvorsitzenden Georg Becker für diese beindruckende Zeitreise durch die Chronik der Entenbrüder. Georg Becker erhielt 2015 als bisher erste und einzige Person den Ehrenorden des CVE anläßlich seiner 66-jährigen Tätigkeit beim CVE. Er verstarb 2023 nach 74 Jahre dauernder Vereinszugehörigkeit.
Natürlich möchten wir der Vollständigkeit halber einige Punkte nachtragen und die jüngere Geschichte fortführen:
2008 wurde auf Grund und Boden der Ortsgemeinde Nackenheim in deren Regie Lagerhallen für die Nackenheimer Vereine gebaut. Mit der anteiligen Finanzierung des Baus steht dem CVE damit zunächst auf 30 Jahre eine Lagerfläche von 135 qm zur Verfügung. Die zuvor an den verschiedensten Stellen gelagerten Kulissen, wie auch der Prunkwagen des CVE-Komitees fanden so eine neue Bleibe unter einem Dach und erleichtern durch die Nähe zur Carl-Zuckmayer-Halle seitdem die Arbeit erheblich.
Das CVE-Jubiläum im Jahre 2011, in dem auch die Entenschwestern ihr 33-jähriges Bestehen begingen, wurde unter dem Motto: „Fastnachtssterne leuchten klar, im 111-ten Jubeljahr!“ gebührend gefeiert. Den Auftakt bildete eine Gala in der Carl-Zuckmayer Halle. Viele befreundete Vereine und Korporationen waren gekommen, dem Jubilar zu gratulieren. Einige Größen der Mainzer Fastnacht bildeten das unterhaltsame Rahmenprogramm. Aber auch eigene Aktive fanden den Weg auf die Bühne: erstmals wurde 2011 das Finale der Sitzungen von eigene Kräften, den „CVE-Finalsängern“ erfolgreich bestritten.
Passend zum Jubiläum wurde der Schwank „Zehn Enten und der Kreuzsolo“ von Aktiven des CVE in Auszügen auf die Bühne gebracht. Das komplette Bühnenstück in drei Akten wurde eigens zum Jubiläum vom ehemaligen CVE-Sitzungspräsidenten Werner Baum verfasst und veröffentlicht.
Gab es in den früher alljährlich ein Kinderprinzenpaar beim CVE, wurde dies ab den 80iger Jahren nur noch zu Jubiläen gekürt. Und so lösten 2011 Prinz Dominic (Weihrauch) I. und Prinzessin Lea (Rosenmeyer) I. ihre Vorgänger im 100. Jubiläumsjahr Prinz Marian (Saar) I. und Aline (Leber) I. ab. Sie waren natürlich nicht nur bei der Gala, sondern auch beim CVE Kinder- und Jugendfest in der Carl-Zuckmayer Halle zugegen. Aus mangelndem Interesse an diesem Veranstaltungsformat, wurde stattdessen seit 2013 eine kleinere Veranstaltung für die Kindergartenkinder durchgeführt. 2025 wird der CVE das Kinderfest mit Unterstützung der Ortsgemeinde wiederbeleben.
Unter der Planung und Führung des 1. Vorsitzenden Alexander Leber, schenkte der CVE seinen Gästen und sich selbst am 23. Januar 2011 eine Open-Air Sitzung. Sitzungspräsident Gerd Zimmermann stellte an diesem eiskalten Sonntag fest, dass es sich hierbei um die größte Ansammlung langer Unterhosen handeln dürfte, die der Nackenheimer Rathausplatz je gesehen hat. Aber die vielen Gäste ließen sich auch von einsetzendem Schneeregen nicht davon abhalten, die vielen Stars der Mainzer Fastnacht auf der mobilen Bühne zu feiern. Als dann noch ein großes Feuerwerk zu den bekannten Liedern der Mainzer Hofsänger gezündet wurde, war klar: die Entenbrüder verstehen es auch nach 111 Jahren noch, Fastnacht zu feiern.
Der Erlös dieser Benefiz-Veranstaltung (wie auch Spenden aus anderen Veranstaltungen) wurde zugunsten der Kikam e.V. gespendet. Dank der großzügigen Schirmherrschaft des großen Rats Mitglieds Fritz-Eckard Lang konnte der Spendenbetrag noch aufgerundet werden.
Ein neugestaltetes, aufwendiges Bühnenbild setzte den festlichen Rahmen für die folgenden Jubiläumssitzungen und den Altweiberball mit Zazz.
Das zwei Tage währende Sommerfest Mitte August im Weingut Elisabethenhof bot am Samstagabend einen Dämmerschoppen mit den Kasteller Musikanten und am Sonntagvormittag einen Frühschoppen mit der Oppenheimer Stadtkapelle und den Niersteiner Killianos. Mit dem Mittagstisch und nachmitttäglichem Kuchenbuffet klang die Jubiläumskampagne dann stimmungsvoll aus.
Nach der Kampagne 2013, die als Königliches Maskenfest gefeiert wurde, verabschiedete sich Alexander Leber, nach einer Amtszeit von 23 Jahren, als 1. Vorsitzender aus dem Vorstand des CVE. So lange hatte zuvor nur Ernst Jans dieses Amt begleitet. Sie beide haben jeweils während ihrer beachtlichen Amtszeit den CVE maßgeblich geprägt und zur erfolgreichen Entwicklung der Entenbrüder beigetragen. Ein frischer Wind kam mit dem neuen Vorsitzenden Enno Janssen in das Vereinsleben. Als Ostfriese und passionierter Segler steuerte er das das Narrenschiff des CVE die folgenden 10 Jahre durch die närrischen Wogen. In seiner Amtszeit wurde 2014 eine überfällige Satzungsänderung durch die Generalversammlung beschlossen, um verschiedenen geänderten Vorgaben Rechnung zu tragen. 2023 versetzte sich Janssen noch vor Ablauf seiner Amtszeit selbst in den wohlverdienten (Un)Ruhestand.
Nach dem Rückzug des Gesangverein Frohsinn aus der gemeinsamen Organisation des Altweiberballs, konnte der CVE 2014 den Südwestfunk dazu bewegen, seine SWR1 Night-Fever-Party in Nackenheim zu veranstalten – was ausgezeichnet zum Motto CVE Disco-Fieber passte. Mit über 1.000 feierwütigen Besuchern platzte die Carl-Zuckmayer-Halle an diesem Altweiber-Donnerstag fast aus allen Nähten.
Trotz des Versuches mit der Night-Fever-Party, sowie zwei ähnlichen Veranstaltungen, namens Jukebox-Party mit DJ Johannes Held an diesen Erfolg anzuknüpfen, blieb dieser Besucherrekord leider einmalig.
Mit der Kampagne 2017 bekam der CVE bei der traditionellen Rathauserstürmung Unterstützung durch die Katholische Jugend, die seither diese Veranstaltung begleitet. Zu dem gelang es im gleichen Jahr wieder, eine neue Generation an CVE-Küken zu formieren. Ein Jahr später stürmten diese erstmals die CVE-Bühne. Das Sitzungspublikum zählte mit Stauen über zwanzig Mädchen, die mit großer Begeisterung ihren eigens einstudierten Tanz darboten.
Nach einer Corona-bedingten Pause stellten sich die CVE-Küken abermals neu auf. Der CVE freut sich, mit dieser Gruppe wieder mehr eigene und junge Aktive präsentieren zu können. Trauten sich doch in den vorhergehenden Jahren neben dem schwungvollen CVE-Ballett immer weniger Eigengewächse auf die Bühne.
Von Anfang an standen viele eigne Kräfte auf der CVE-Rostra, wie beispielsweise die CVE-Bänkelsänger, Waltraud Kling, Frenzel Ollig, Rudi Horn, Hans-Walter Sans, Alexander Leber, Gregor Jung, Jan Heckelsmüller und Andreas Sudrow. Mit den Jahren wurde bei der Programmgestaltung aber vermehrt auf Redner und Gruppen aus der Mainzer Fastnacht zurückgegriffen, was dem seit jeher hohen Niveau des CVE natürlich zugute kommt. Viele aus dem Fernsehen bekannte Fastnachter gaben und geben sich bei den Entenbrüdern die Klinke in die Hand. Waren in den fünfziger Jahren der legändere Rolf Braun und Karl-Heinz Steeg gern gesehene Redner, durfte sich das Entenbrüder-Publikum später auf die wenigen Auftritte außerhalb seines MCV von Jürgen Dietz in seiner Paraderolle als Bote vom Bundestag freuen.
Werner Renkes löste ihn als Kantinenwirt Antonio im hochkarätigen politischen Vortrag ab. Mit seiner Stammbesetzung, wie z. B. Jürgen Wiesmann (Ernst Lustig), Hansi Greeb (Hobbes), Gabi Elsener (Appolonia), Adi Guckelsberger (Nachtwächter), Bernhard Knab (De deitsche Michel), Rüdiger Schlesinger (Advokat des Volkes), Ciro Visone, Beate Dietz und Woody Feldmann garantiert der CVE seit Jahren ein Programm der Superlative. Die Mainzer Hofsänger, Tugendbolde, Altrheinstromer, die Humbas mit Thomas Neger, ebenso die Sänger Oliver Mager, Andi Ost, Harry Borgner, Birgitt Menger und viele andere, zumeist mit Unterstützung der langjährigen CVE Haus- und Hofkapelle Sound Check, runden das bunte Programm musikalisch ab. Guggemusiker der Rhoirevoluzzer, wie auch die Gardisten der Bodenheimer Schoppengarde, der Mainzer Freischützen Garde u. a. sind ebenfalls gern gesehen Gäste auf der närrischen Rostra der Entenbrüder. Mit Stolz pflegt der CVE die freundschaftliche Verbundenheit zu seinen Aktiven und befreundeten Korporationen, von der VG Bodenheim über die Aurea Moguntia, sogar bis nach Äppelheim und Schifferstadt in der Pfalz.
Gelebt wird die Gemeinschaft der Fastnachter innerhalb der VG Bodenheim auch durch die 2020 aus der Taufe gehobene Veranstaltung „Helau hoch 5”. Im Gegensatz zu den früher gemeinsam veranstalteten VG-Sitzungen, die praktische eine Leistungsschau der einzelnen Vereine auf die Bühne stellten, sollten bei Helau hoch 5 eher die Nachwuchsförderung und Entdeckung neuer Talente im Fokus stehen. Das wurde auch von VG Bürgermeister Dr. Robert Scheurer ausdrücklich befürwortet und durch seine Behörde unterstützt. Alle Aktiven, dieser im Innenhof der Verbandsgemeinde Verwaltung stattfindenden Veranstaltung, treten unentgeltlich auf. So können sich die Gäste bei freiem Eintritt schon zu Beginn der Sitzungssaison mit dieser Open-Air Veranstaltung bei Schoppe und Glühwein auf die Fastnacht einstimmen.
Konnte die Kampagne 2020 noch ohne Beeinträchtigungen gefeiert werden, stellte die Ausbreitung der Covid19-Pandemie die Planung und Durchführung für das Jubiläum 11x11Jahre CVE auf den Prüfstand.
„Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen.” Frei nach Aristoteles entschied sich der CVE-Vorstand schweren Herzens, alle Veranstaltungen in der Kampagne 2021, nicht zu Letzt aus der Verantwortung gegenüber seinen Mitgliedern, Aktiven und Gäste abzusagen. Denn als im September die Vorbereitungen starten sollten, waren für die Verantwortlichen unter den Corona bedingten Umständen und durch zahlreiche Lock Downs, närrische Aktivitäten weder drinnen noch draußen vorstellbar.
Aber um den Kontakt zu seinen Mitgliedern und Freunden nicht ganz zu verlieren, initierte der CVE im Rahmen der gesetzlichen Verordnungen 2021 und 2022 jeweils eine Weinwanderung durch die Nackenheimer Gemarkung. Zudem wurde auf Initiative des großen Rates der „Entenschoppen“ (heißt inzwischen „Entengeschnatter”) als monatliche Veranstaltung außerhalb der Fastnachtszeit aus der Taufe gehoben.
Voller Ungeduld, endlich wieder Fastnacht feiern zu können, wurde 2021 schon vor dem Elften im Elften ein „CVE-Frühstart“ in der Carl-Zuckmayer-Halle gefeiert. Danach wurden jedoch aufgrund der anhaltenden Covid-Verordnungen die bereits getroffen Vorbereitungen für weitere Aktivitäten wieder eingestellt. So blieb der Frühstart – gedacht als glanzvoller Auftakt zu Kampagne 2022 – die einzige öffentliche CVE-Fastnachtsveranstaltung in diesem Jahr.
Erst 2023 meldeten sich die Entenbrüder wieder mit einem, wenn auch etwas abgespeckten Programm zurück. Denn immer noch reagierte das Publikum verhalten, wenn es um Großveranstaltungen ging. Eine Open-Air-Sitzung im Weingut Elisabethenhof, die die meisten Besucher im Stehen verfolgten (obwohl es Sitzung hieß), sorgte trotz eisiger Temperaturen für Begeisterung. Die Damensitzung und eben nur eine Kostümsitzung waren restlos ausverkauft und das Publikum konnte endlich wieder mit ihrem CVE Fastnacht feiern. Als Sitzungspräsident Gerd Zimmermann Corona-erkrankt erstmals nach 22 Jahren pausieren musste, konnte Moritz Mergen zeigen, dass der CVE durchaus auch über junge Talente verfügt. Auch die Umzüge durften nun wieder, wie gewohnt, stattfinden. In Nackenheim endet der Umzug seit vielen Jahren mit einer Party in der Ringerhalle durch die Unterstützung des SV Alemannia.
Im Jahr 2023 lösten einige ehemaligen Küken und neu hinzugekommenen Tänzerinnen zwischen neun und dreizehn Jahren das bisherige CVE-Ballett ab und gründeten das Jugendballett „CVE Dancing Ducks“. Mit dem Ziel im Segment „Gardetanz“ ihr Können unter Beweis zu stellen, standen sie im gleichen Jahr erstmals auf der CVE-Bühne. Auch die „CVE-Küken“ durchlebten nach Corona einen Generationswechsel und präsentierten sich dem begeisterten Publikum. Nach Corona fühlten sich ebenfalls einige Herren berufen, als „CVE-Pümpelballett“ wieder auf die närrische Rostra zurückzukehren. Dass bei diesen Männer der Spaß vordergründiger ist als die Ernsthaftigkeit am Tanz, ist dem Unterhaltungswert eher zuträglich.
Alle Gruppen stehen somit in der Tradition der getanzten Fastnacht, die beim CVE in den 1990er Jahren durch die „Tanz-Entenschwestern“ aus Taufe gehoben und durch das CVE-Ballett fortgesetzt wurde. Das stärkt die Hoffnung, dass auch die nächste Generation Gefallen an der Fastnacht und am Vereinsleben findet.
Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit, hoffen wir mit dieser Chronik einen Einblick in die 125 Jahre Geschichte der Entenbrüder geben zu können. Unser Dank gilt allen genannten und erst recht, den vielen hier nicht genannten Menschen, die im CVE die Fastnacht in Nackenheim all die Jahre erlebt und gelebt haben. Nur eine starke Gemeinschaft kann so etwas leisten!
Bleiben wir optimistisch, dass unser Narrenschiff auch in Zukunft nicht an Fahrt verliert. Gerne begrüßen wir Sie als aktive Vereinsmitglieder oder als Gäste an Bord der Entenbrüder, um an der Erfolgsgeschichte des CVE weiterzuschreiben… ganz nach unserem Motto: Allen wohl und niemand weh, Fassenacht beim CVE.
Ihr habt noch mehr geschichtsträchtige Fotografien oder ähnliche Zeitzeugnisse aus 125 Jahren Entenbrüder? Dann freuen wir uns über die Zusendung an: cve@entenbrueder.de